Die Mitglieder des Fachverbandes Sexologie Schweiz (FSS) sind qualifizierte Sexolog:innen und Sexualpädagog:innen. Sie werden durch den Fachverband in ihrer Ausbildung und Weiterbildung regelmässig überprüft. Daher steht der FSS für die Qualitätssicherung seiner Mitglieder.
Was ist ein:e Sexolog:in ?
Ein:e Sexolog:in beschäftigt sich mit Themen rund um die Sexualität ihres Gegenübers. Ihre Aufgabe ist es, die Klient:in in ihren individuellen Anliegen zu begleiten und zu unterstützen. Jeder Mensch (unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung und Beziehungsform) kann sich sexologisch begleiten lassen.
Was bietet ein:e Sexolog:in an?
Ein:e Sexolog:in kann ein sexualpädagogisches, sexualberaterisches und/oder sexual-therapeutisches Angebot anbieten. Es gibt Sexolog:innen, die verschiedene sexologische Angebote haben und Sexolog:innen, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren.
A. Bischof-Campbell (MSc, Psychologin FSP, Psychotherapeutin, Klinische Sexologin):
“Die sexuellen Rechte basieren auf den anerkannten Menschenrechten, die in nationalen und internationalen Gesetzgebungen verankert sind. Zu den sexuellen Rechten gehört, dass jeder Mensch unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung und sexueller Identität Beratung und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen kann.
Sexuelle Funktionsstörungen können einen massiven negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Sie sind nicht umsonst im ICD als Störungen aufgelistet. Sie können die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen und sogar Beziehungen zerstören. Ein Problem ist die Psychologisierung sexueller Probleme, und die Verwechslung von Ursache und Effekt: Die Mehrheit der Menschen, die wegen sexueller Probleme Hilfe suchen, sind psychisch gesund.
In unserer klinischen Erfahrung sind nicht körperliche, psychische oder Beziehungsprobleme der Hauptfaktor, der zu sexuellen Störungen führt, sondern Grenzen im sexuellen Lernprozess einer Person. Wir beziehen uns beim Begriff Lernen nicht primär auf Sozialisation, sondern auf ganz konkrete genitale Lernschritte: Wahrnehmung, sexuelle Erregung, sexueller Genuss – all das ist lernbar und braucht Übung. Die meisten Menschen haben gelernt, sich auf eine bestimmte Weise sexuell zu erregen und die sexuelle Erregung zu intensivieren. Diese individuellen Erregungsmuster unterscheiden sich zum einen darin, was die Person stimuliert, und zum anderen, wie sie es stimuliert und wie sie ihren Körper dabei einsetzt.
Um den Zusammenhang zwischen Lernschritten und sexuellen Problemen zu veranschaulichen, hier ein Beispiel: Viele Menschen intensivieren die sexuelle Erregung durch hohe Anspannung im Körper. Körperspannung ist sehr erregend. Aber sie kann dazu führen, dass die Durchblutung des Genitale reduziert ist, es kann zu vaginaler Trockenheit, zu Schmerzen, zu vorzeitiger Ejakulation oder zu Erektionsschwierigkeiten kommen. Auf der Ebene des autonomen Nervensystems ist der Körper in hoher Anspannung in einem Zustand, der vergleichbar ist mit hoher Anspannung während der Kampf-Flucht-Reaktion. Möglich sind in diesem Zusammenhang unangenehme Gedanken und Emotionen rund um Sex und Probleme bei der Verbindung von sexueller Erregung mit Liebesgefühlen.
Natürlich gibt es das auch, dass Menschen nach traumatisch erlebten sexuellen Erlebnissen in ihrer Sexualität Flashbacks haben. Diese hängen immer auch damit zusammen, was die Person körperlich macht beim Sex. So assoziisert das Gehirn unbewegtes auf dem Rücken-Liegen eher mit einem Zustand von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein als aktive Bewegung. In der Sexualtherapie kann die Person nicht nur lernen, ihr eigenes Geschlecht wieder in die Hand zu nehmen und es sozusagen für sich zurückzuerobern, sondern sie kann auch lernen, ihren Körper in der sexuellen Erregung auf eine Art einzusetzen, die das Gehirn mit Bildern von ihr als aktiver, handelnder Person zu haben.
Viele Menschen kommen in die Sexualtherapie mit einem Gefühl, fehlerhaft bis hin zu abartig zu sein, und sie fühlen sich sehr allein. Der Leidensdruck ist gross. Psychotherapien helfen hier nicht weiter – und Psychotherapeut*innen schicken nicht umsonst ihre Klient*innen in die Sexualtherapie. Aus meiner Sicht ist es äusserst fragwürdig, dass ein therapeutischer Ansatz, der in einem Problem wirklich hilft, nicht von der Kasse übernommen wird, während einer, der nicht hilft, von der Kasse übernommen wird.”
Was ist ein:e Sexualpädagog:in?
Eine Sexualpädagog:in ist eine Fachperson aus dem Sozialbereich, welche Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bezug auf ihre sexuelle Gesundheit fördert.
Was bietet ein:e Sexualpädagog:in?
Eine Sexualpädagog:in bietet zum Beispiel im Rahmen von Workshops, Unterricht, Vorträgen oder Schulungen, Menschen (unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung und Beziehungsform) die Möglichkeit ihre sexuelle Entwicklung zu vertiefen.